Um die Insel noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen, wollte ich nach Weihnachten eine Strecke des Jakobswegs wandern. Ein kleiner Teil des berühmten Camino de Santiago führt einmal von Norden nach Süden durch die Insel, entlang an all den atemberaubenden Bergen und Tälern. Ich hatte mir die Wanderung ausgesucht, weil es eine der schönsten Wanderwege auf der Insel sein sollte.

Am Abend des ersten Weihnachtstags packte ich meine Rucksäcke um, sodass ich einen in der Unterkunft lassen konnte und nur einen tragen müsste. Ich packte Campingsachen und genügend Essen und Trinken ein, sodass ich frei wandern und übernachten konnte wie und wo ich wollte.

Tag 1 – Beginn der Wanderung

Morgens fuhr ich in die Stadt Galdar, in der die Wanderung starten sollte. Von dort aus wollte ich in einem Tag 1000 Höhenmeter und 13 Kilometer Wandern.

Zunächst führte mich der Weg durch die Stadt und langsam immer weiter aufs Land, entlang kleinerer Dörfer und Wälder. Immer ging es nur bergauf und mein Rucksack fühlte sich unglaublich schwer auf meinen Schultern an.

Es war meine erste Solowanderung und da ich mit niemandem sprechen konnte, konnte ich umso mehr hören, wie sich meine Gedanken über beschwerten. Über den Aufstieg, über den schweren Rucksack, über die unglaublich lange Strecke, die ich noch zurücklegen müsste. Immer wieder versuchte ich mir einzureden, dass ich mir die Wanderung selbst ausgesucht hatte und dass ich bald eine grandiose Aussicht haben würde und dafür zunächst auf diesen Berg hinauf müsste. Doch schon bald kamen neue Gedanken und ich versuchte sie wieder aus meinem Kopf zu verbannen.

So verging der Tag und bald wurde es abend. Langsam suchte ich nach einem passenden Ort, um meine Hängematte aufzubauen. Schon vor meinem Tagesziel hielt ich Ausschau nach passenden Bäumen, fand aber nichts. Als ich den Ort erreicht hatte, den ich mir als Ziel gesetzt hatte, war ich müde und erschöpft, doch ich hatte etwas entfernt einen kleinen Wald gefunden, der nicht weit entfernt lag. Bis dahin wollte ich noch laufen, meine Hängematte aufbauen und mich endlich hineinlegen (darauf freute ich mich schon den halben Tag).

Als es endlich soweit war, fühlte es sich wunderbar an, die Schuhe auszuziehen und nicht mehr stehen zu müssen. Ich war so erschöpft von dem ersten Tag, dass ich schon kurz nach Sonnenuntergang in einen tiefen Schlaf fiel.

Tag 2 – Nur noch 500 Höhenmeter!

Früh wachte ich auf, packte meine Sachen zusammen und machte ein kleines Frühstück. Ich hatte gehofft, dass die Ruhe meinen Körper resetten würde und ich wieder neue Energie bekäme, doch meine Beine waren immer noch ausgelaugt vom Vortag.

Noch einmal würde es einen ganzen Tag nur bergauf gehen, auch wenn es dieses Mal nur noch 500 Höhenmeter waren.

Immer wieder legte ich kürzere oder längere Pausen ein und mich erneut zu motivieren, weiter zu gehen.

Was sich zum Vortag verändert hatte, war der Ausblick. Langsam arbeitete ich mich in die Mitte der Insel vor und das Tal rund um den Pico de las Nieves und den Roque Nublo, eröffnete sich mir immer mehr. Ich hätte mir dieses Panorama stundenlang anschauen können, aber ich musste ja noch weiter.

Während ich einmal um das Tal herumlief, wurde es flacher. Doch durch meine vielen Pausen brauchte ich für eine ähnliche Strecke, länger als am Vortag.

Abends kam ich an einer der Unterkünfte des Jakobswegs an, wollte aber lieber im Wald in meiner Hängematte übernachten. Ich lief noch etwas weiter, um einen geeigneten Platz zu finden und baute dort mein Lager auf. Ich fühlte mich nicht so sicher wie am ersten Abend und hielt Augen und Ohren offen, für den Fall einem Ranger zu begegnen. Aber alles blieb ruhig.

Tag 3 – Bergab bringt die Motivation zurück

Nach einer weiteren langen Nacht packte ich meine Sachen wieder zusammen und machte mich auf den Weg. Heute sollte es fast nur bergab gehen und ich freute mich schon drauf. Auch meine Gedanken waren positiver eingestimmt als die letzten zwei Tage. Ich erfreute mich viel mehr meiner Umgebung und der Tatsache, dass ich die schlimmsten Steigungen hinter mir hatte.

Ich kam in ein neues Tal, welches genauso schön war wie das erste und ich genoss den wunderbaren Anblick.

Die Wanderung an diesem Tag war so entspannt, dass ich viel schneller als erwartet mein Tagesziel erreichte. Ich kam in ein kleines Dorf und machte eine Pause. Noch hatte ich keine Schlafmöglichkeit für die Nacht gefunden und Bäume gab es weit und breit keine, daher wollte ich noch ein paar Kilometer weiter wandern.

Ich lief durch eine karge Landschaft, immer wieder kam ich an kleinen Häusern von Bauern vorbei, aber an keinen Bäumen. Mir wurde klar, dass ich in dieser Nacht auf meine Hängematte verzichten müsste und mir einen guten Schlafplatz auf dem Boden suchen würde.

Bald fand ich auch einen Ort, er war direkt an dem kleinen Feldweg auf dem ich mich befand. Er wirkte nicht sehr einladend und ich wusste nicht, ob ich dortbleiben konnte, daher entschied ich mich, dort zu warten, bis es dunkel wurde und dann erst ein Lager aufzubauen. In der Zwischenzeit machte ich mir eine Kleinigkeit zu essen und genoss die letzten Sonnenstrahlen.

Als es dunkel und Niemand vorbeigekommen war, baute ich mir einen Schlafplatz aus einer Matratze, die ich gefunden hatte und meinem Schlafsack. Und je länger ich an diesem Ort verweilte, desto sicherer fühlte ich mich. Niemand der vorbei kam, sprach mich an und ich hatte einen unglaublichen Blick auf den Sternenhimmel.

Bevor ich einschlief zählte ich Sternschnuppen.

Tag 4 – Die letzten Kilometer vor Maspalomas

Ich hatte noch 16 Kilometer vor mir, bis ich in Maspalomas ankommen würde. Wieder kam ich gut voran und lief durch eine steinige und trockene Landschaft bergab. Es war so warm in den letzten Tagen, dass mein Wasser fast leer war und ich versuchte es mir so gut wie möglich bis Maspalomas einzuteilen. Alle paar Kilometer trank ich ein paar Schlucke, um mich zu klimatisieren.

Mittags erreichte ich mein Ziel. Dort kaufte ich mir etwas zu Essen und Trinken und machte einen letzten Abstecher zu den Dünen von Maspalomas, bevor ich mit dem Bus wieder zurück nach Las Palmas fuhr.

Dort angekommen holte ich meine Sachen im Hostel ab und begab mich zu einer neuen Unterkunft für die nächsten Tage.

Bootupdate

Kurz darauf wollte ich mich auf den Weg nach Lanzarote über Fuerteventura machen, um mich mit dem Kapitän und dem anderen Crewmitglied zu treffen. Wenn alles klappte, würde der Kapitän uns beide mit über den Atlantik nehmen.

Ich hatte also so gut wie ein Boot gefunden und war schon richtig gespannt, wie diese zweite Segelerfahrung ausgehen würde.

Mitte Januar sollte es losgehen, so hatte ich noch etwas Zeit, um mir Fuerteventura anzuschauen und nach Lanzarote zu reisen.

Im nächsten Beitrag erzähle ich über meine Zeit auf Fuerteventura und meinen Weg nach Lanzarote und dem Boot.