Früh am Morgen geht es los. Noch vor Sonnenaufgang wollten wir den Hafen verlassen und dem Festland auf Wiedersehen sagen. Ich konnte nicht viel helfen, weil ich nur wenig Ahnung von allen Vorgängen hatte, aber die anderen beiden aus der Crew wussten, wie alles abläuft.
Zuerst fuhren wir per Motor aus dem Hafen und aufs offene Meer hinaus. Wir sahen Delfine und bald ging die Sonne auf. Wir entfernten uns immer weiter von Gibraltar und Spanien.
Hallo Seekrankheit
Nach den ersten Stunden auf dem wackeligen Boot merkte mein Körper, dass es gar nicht so leicht für ihn ist, dauerhaft auf einem Boot zu sein. Als ich nachmittags nicht mehr verhindern konnte, unter Deck zu gehen, wurde mir so schlecht, dass ich mich wenig später über der Reling befand.
Mir ging es schlecht, ich zitterte am ganzen Körper und ich fühlte mich unglaublich schwach. Ich bekam eine Tablette gegen Seekrankheit und ging in eine der Kajüten, um zu schlafen.
Abends wollte ich trotzdem meine erste Nachtschicht mit dem Kapitän übernehmen da ich mich langsam besser fühlte.
Jedes Crewmitglied übernimmt alle paar Stunden eine Schicht, um nach anderen Schiffen Ausschau zu halten und auf den Wind zu achten. Wir rotierten alle drei Stunden, sodass jeder ab und zu Pause zum schlafen hatte.
In der Schicht zeigte mir der Kapitän einige Dinge, auf die ich achten sollte und wie ich Schiffe in der Dunkelheit erkennen konnte.
Nichts als Wasser um uns herum
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war jegliches Land um uns herum verschwunden. Der Wind hatte nicht zugenommen und wir mussten weiterhin mit Motor fahren.
Den Tag über ging es mir besser, ich konnte ein paar Momente aufschreiben und das Spiel der Wellen beobachten. Viel unter Deck aufhalten wollte ich mich trotzdem nicht, denn ich wollte nicht riskieren, wieder seekrank zu werden.
Abends vor meiner Schicht wurde mir wieder etwas schummrig und ich wollte eine zweite Tablette nehmen, um bei der Schicht vollkommen da zu sein und mich nicht auf meine Übelkeit konzentrieren zu müssen. In meinen drei Stunden passierte rein gar nichts, wir waren gefühlt die einzigen auf diesem Ozean.
Habe ich meine Seekrankheit überwunden?!
Am Tag darauf fühlte ich mich gut, die Sonne schien, aber wir konnten immer noch nicht wirklich segeln. Dafür konnte ich in der Sonne sitzen und Sachen aufschreiben. Lesen oder anderes traute ich mir noch nicht zu, aber es fühlte sich so an, als wäre meine Seekrankheit vorüber.
Abends kamen dann aber größere Wellen und wir bekamen mehr Wind. Endlich konnten wir den Motor abstellen und uns nur durch die Kraft des Windes fortbewegen.
Die neue Umstellung des Windes war für meinen Körper leider wieder eine größere Umstellung und ich merkte, wie es meinem Magen missfiel. Dennoch wollte ich auf eine Tablette verzichten, um meinen Körper an die Situation zu gewöhnen.
Der Kapitän zeigte mir außerdem einen Trick, wie ich weniger Seekrank werden würde. So stellte ich mich an das Steuerrad und tat so, als würde ich das Boot, welches immer im Autopiloten war, selber segeln. Dabei konzentrierte ich mich auf den Horizont und auf eines der Lichter vom Boot. Der Trick klappte wunderbar und ich hatte die Übelkeit bald vergessen.
Noch nicht ganz überwunden
Langsam hatte ich mich an den Wind gewöhnt, aber trotzdem war mein Körper super ausgelaugt von den letzten Tagen und der Situation. Daher schlief ich den halben Tag. An diesem Tag schrieb ich nichts auf und war vom Nichtstun völlig fertig.
Nachmittags hatten sich die Wellen außerdem wieder vergrößert, was gut für das Boot und unsere Fahrt war, aber für mich wieder Übelkeit bedeutete. Besonders nachts bei meiner Schicht musste ich mich sehr konzentrieren, damit ich mich nicht übergab. Auch wollte ich mich nicht wieder ans Steuerrad stellen, weil mir an diesem Tag viel kälter war, als am Tag davor und ich körperlich kaum Kraft hatte.
Auch wenn ich eigentlich keine weitere Pille gegen Seekrankheit nehmen wollte, kam ich an diesem Abend nicht darum herum, denn ich wollte einfach nur, dass mein Magen sich beruhigt.
Nach einer weiteren Nacht war das Wasser wieder ruhiger geworden und mein Magen hatte sich beruhigt. Die Sonne war wiedergekommen und ich konnte wieder Tagebuch schreiben. Alles schien gut, aber ich vertraute der Sache nicht ganz, denn die Tabletten hielten relativ lange an und ich wollte mich nicht zu früh freuen.
Aber bis abends blieb alles gut, ich konnte mich sogar länger als normalerweise unter Deck aufhalten und eine Kleinigkeit kochen.
Land in Sicht!
Als ich an jenem Morgen aufwachte, war endlich Land in Sicht! Wir konnten die Umrisse von Teneriffa am Horizont deutlich erkennen. Es dauerte also nicht mehr lange, bis ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben würde.
Mir ging es immer noch gut und ich freute mich auf die Ankunft am Hafen.
An diesem, letzten Tag sahen wir auch endlich ein paar Tiere im Wasser. Zuerst verwechselten wir die Tiere mit zu groß geratenen Delfinen, denn die Grindwale machen ähnliche Bewegungen und der Kapitän erklärte uns, dass es keine Delfine, sondern kleine Wale seien.
Später legten wir etwas chaotisch am Hafen an. Als ich das erste Mal wieder festen Boden unter meinen Füßen hatte, fühlte sich dies aber zunächst ganz komisch, jetzt wackelte alles an Land!
Was für eine Überfahrt, nach dieser Woche wollte ich erstmal einige Zeit auf Teneriffa und den kanarischen Inseln bleiben, um den festen Boden unter meinen Füßen wieder genießen zu können. Außerdem hatte ich die ganze Woche nicht arbeiten können, denn auf dem Ozean gibt es keinen Empfang.