Auf Gran Canaria angekommen suchte ich das Hostel auf, in welchem mein Laptop bald ankommen sollte. Auf der Sendungsverfolgung war mein Laptop leider bisher nicht weit gekommen, daher wollte ich ein paar Tage bleiben. In der Zwischenzeit konnte ich mir die Insel anschauen und arbeiten. Sobald der Laptop angekommen war, wollte ich zurück nach Las Palmas (die Hauptstadt von Gran Canaria) gehen, um nach einem Boot für die Karibik zu suchen.

Die ersten Tage musste ich mich aber zunächst an die Insel und den vielen Wind gewöhnen, denn der Ort in dem ich mich befand, ist ein Paradies für Windsurfer.

Leider war die Gegend des Hostels weniger schön, alles war karg und eintönig. Auch als ich mir die Dünen von Maspalomas anschaute, war es auch dort windig und sehr touristisch. Bisher gefiel mir die Insel weniger gut als die anderen.

Um mir die Zeit zu vertreiben arbeitete ich fast jeden Tag, ich wollte nur, dass mein Laptop ankommt und ich wieder in den Norden der Insel fahren konnte. Dieser Gefallen wurde mir leider nicht getan, mein Paket war irgendwo zwischen Deutschland und Spanien stecken geblieben und beide Seiten wussten nicht, wo es sich genau befindet. Ich verlängerte meinen Aufenthalt um weitere Tage, in der Hoffnung, in der zweiten Woche mehr Erfolg zu haben. Gleichzeitig fing ich an, online nach Booten für ein Atlantik Crossing zu suchen.

Wir begegneten kaum Menschen und mussten oft unseren Weg wiederfinden. Außerdem sah ich endlich grüne, von Wolken überzogene Berge die ich schon so sehr vermisst hatte.

Am nächsten Tag war es sehr regnerisch, daher machten wir eine kleine kulinarische Tour über die Insel. Zu Beginn gab es ein wundervolles Frühstück, später fanden wir ein niedliches Restaurant, in welchem wir Tapas bestellten und nachmittags aßen wir in der nächsten Stadt ein leckeres Eis. Abends war ich so voll, dass ich nicht mehr essen konnte.

Laptopwarterei

Leider war mein Laptop immer noch nicht angekommen, so verlängerte ich meinen Aufenthalt erneut und nutzte die Zeit, um Vorzuarbeiten, für die Zeit, die ich (hoffentlich bald) auf dem Boot verbringen würde. Glücklicherweise konnte ich in diesem Hostel ungestört arbeiten, da es viel Platz und wenig Reisenden gab. Jeden Tag konnte ich mich auf einem der Tische ausbreiten, Gespräche mit meinen Kollegen führen und kam sehr gut mit meinen ToDos voran.

Immer wieder machte ich kleine Spaziergänge in die Umgebung und gab den Dünen in Maspalomas eine zweite Chance. Zum Sonnenuntergang fuhr ich in den Ort und setzte mich mit vielen anderen in die Dünen. Dieses Mal war es windstiller und ich konnte einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten.

Ein vielversprechender Kapitän

Während ich im Hostel wartete hatte ich immer wieder Kontakt zu Kapitänen, jedoch führten unsere Wege nie zusammen, sei es, wegen meiner Ernährung, aus zeitlichen oder anderen Gründen.

Auch als sich dieser Kapitän bei mir meldete, sagte er, er würde gerne nochmal genauer über meine vegane Ernährung sprechen. Ich schrieb das Boot schon fast ab, doch als wir telefonierten, erzählte er mir, dass das zweite Crewmitglied kein Problem mit einer veganen/ vegetarischen Ernährung hatte und er so gut wie alles essen würde, wenn wir kochten.

Meine Hoffnung stieg, könnte es sein, dass dieser Kapitän mich mit über den Atlantik nehmen könnte?

Ich bekam ein Formular von ihm zugeschickt, in welchem ich jegliche Informationen über meine Segelkenntnisse und Privates eintragen sollte, damit er mich besser kennen lernen konnte. Weihnachten wollten wir schließlich zu dritt telefonieren, um weiteres abzuklären und zu schauen, ob wir drei zusammenpassen würden.

Kurztrip durch Gran Canaria

Ein paar Tage später war die Aufregung abgeflacht und ich lernte einen Deutschen und eine Französin kennen, die gerne zusammen die Insel per Auto erkunden wollten. Beide hatten keine Möglichkeit, ein Auto zu mieten und so kam ich ins Spiel.

Zu dritt mieteten wir ein Auto für denselben Tag. Wir starteten unseren Trip mit einem Besuch in der Stadt Agüimes. Dort gab es eine kleine Kirche, viele Statuen von Tieren und Menschen und alles war weihnachtlich geschmückt.

Anschließend wollten wir ins Inselinnere fahren, um uns die Hauptattraktionen anzuschauen, den Roque Nublo, eine spannende Feldformation, und den Pico de las Nieves, die höchste Erhebung der Insel. Beim Roque Nublo angekommen, folgten wir einem kleinem Pfad, über den wir näher an den riesigen Felsen herankamen.

Unsere letzte Station an diesem Tag war der Aussichtspunkt des Pico de las Nieves. Dort befanden wir uns über den Wolken und konnten die Spitze des höchsten Berges Gran Canarias beobachten.

Den nächsten Tag wollten wir für eine längere Wanderung in die Berge nutzen. Wieder fuhren wir ins Innere der Insel, mitten ins Nirgendwo.

Wir begannen unseren Aufstieg, liefen über kleine Wege und durch schöne Wälder. Als wir aus dem Wald herauskamen hatten wir einen wunderschönen Blick über das Tal. An dieser Stelle machten wir eine längere Verschnaufpause, bevor es wieder zurück zum Auto gehen sollte.

Auf dem Rückweg wollten wir eine andere Strecke laufen, um einen selbst erstellten Rundweg zu kreieren. Nach und nach wurden die Wege kleiner und wir liefen auf einem Bergrücken entlang. Eigentlich wollten wir runter, doch erst übersahen wir den kleinen und abenteuerlich wirkenden Weg, der uns zurück ins Tal führen sollte.

Der Weg führte direkt am Berg entlang. Über schmale Serpentinen sollten wir hinabgeführt werden. Oft war der Weg kaum zu erkennen, sodass wir uns verliefen und umkehren mussten. Gleichzeitig ging nicht weit neben uns der Abgrund hunderte Meter in die Tiefe. Viel Platz für Fehltritte gab es nicht und so wagten wir uns langsam aber stetig den Berg hinunter. Am Ende konnten wir absolut keinen Weg mehr erkennen und suchten nach einem eigenen, um zurück auf die Straße zu kommen.

Als wir unseren Blick nach oben richteten, waren wir voller Euphorie, den Weg den wir gekommen waren, konnten wir von unten nicht sehen, aber wir sahen, wie steil es wirklich gewesen war. Ein wirklich abenteuerlicher Abstieg.

Wir alle waren müde von der langen Wanderung, daher fuhren wir zurück ins Hostel, machten uns etwas zu essen und ich ging früh schlafen. Das viele Autofahren machte mir sehr viel Spaß und ich freute mich auf die vielen Kurven, aber abends merkte ich, dass es auch anstrengend war.

Am letzten Tag unseres Trips wollten wir einige der Orte erkunden. Zunächst fuhren wir nach Mogan. Weiter ging es über mehrere tolle View Points nach Agaete.

In all den Dörfchen gab es nette Kirchen anzuschauen und schöne Straßen zum Schlendern. Die Stadt Galdar war etwas größer und die Straßen mit unglaublicher Weihnachtsdeko geschmückt.

Hier schauten wir uns ein Höhlensystem an, in welchem es sogar Wandmalereien von Ureinwohnern gab. Es war spannend zu sehen, wie die Menschen früher ihre Häuser halb als Höhle, halb als Haus bauten. Die Gebäude waren gut isoliert und hatten genügend Platz für eine ganze Familie.

Anschließend ging es nach Figras. Dieses kleine Dorf hat genau ein Highlight. In einer Straße führt eine Treppe hinauf, in dessen Mitte zuerst ein Wasserfall, verziert mit vielen Blumen, in der Mitte der Treppenstufen hinunterläuft und weiter oben sind alle 7 Kanareninseln individuell dargestellt worden. An der Seite gibt es wunderschön verzierte Bänke.

Weihnachten in Las Palmas

Bald stand Weihnachten vor der Tür und mein Laptop war immer noch nicht angekommen. Mittlerweile hatte er es immerhin nach Spanien geschafft, war aber noch nicht eingecheckt und kontrolliert worden. Ich verlängerte meinen Aufenthalt erneut bis kurz vor Weihnachten. An den Feiertagen wollte ich unbedingt in Las Palmas und weg von diesem abgelegenen Ort sein.

Am 22.12., am Tag an dem ich aus dem Hostel auschecken wollte, kam dann nach vier langen Wochen endlich mein Laptop an. Ich konnte es gar nicht glauben, als der Postbote kam. Ich hätte es fast nicht mehr für möglich gehalten, dass das Paket noch vor Weihnachten ankommt, aber endlich konnte ich es in meinen Händen halten. Jetzt konnte ich entspannt nach Las Palmas fahren und mich auf die Feiertage vorbereiten.

Weihnachten verbrachte ich mit Plätzchen backen, kochen und schönen Gesprächen bei einem Dinner im Hostel. Eine festliche Stimmung gab es bei den meisten aber nicht. Auch für mich fühlte es sich komisch an, Weihnachten bei 25 Grad zu feiern, ohne Schnee und warme Pullis. Daher erkundete ich am ersten Weihnachtstag lieber die Stadt und plante eine mehrtätige Wanderung über die komplette Insel.

Vorschau

Auf Gran Canaria führt ein kleiner Teil des Jakobswegs von Norden nach Süden. Mein Plan war es, diese Wanderung von 60km in vier Tagen zu wandern. Dabei wollte ich jeden Abend unter freiem Himmel in meiner Hängematte schlafen. Wie ich die Insel auf dieser Reise noch einmal ganz neu erlebe, erzähle ich im nächsten Artikel.