Ich hatte es nach Gibraltar geschafft!
Bald konnte ich mich auf die Suche nach Booten machen, doch zuerst fand eine Online Messe statt, bei der ich die SaxMS vertreten wollte. Die Messe Karrierestart gab es in diesem Jahr wieder in virtueller Form und ich hatte die Aufgabe, Interessenten über unser Unternehmen zu informieren.
In La Linea, der Stadt vor Gibraltar fand ich glücklicherweise eine günstige Unterkunft, in der ich den Tag über ungestört im virtuellen Messeraum sitzen konnte.
Der Weg zu meinem Boot
Am nächsten Tag gehe ich das erste Mal zum Hafen und möchte nach Booten suchen. Auf dem Weg dorthin treffe ich die ersten Backpacker, die auch über den Atlantik hitchhiken wollen und ich werde freundlich in ihrer Gruppe aufgenommen.
Leider verläuft der erste Tag erfolglos, aber wir suchen auch nicht sehr aktiv. Mir fällt es noch schwer, Leute mit einem Boot anzusprechen, ich fühle mich dabei noch sehr unwohl.
Dafür nahmen mich die anderen Backpacker mit zu ihrem Wildcamping Camp. Auch ich wollte in den nächsten Tagen, bis ich ein Boot gefunden hatte, in meiner Hängematte übernachten und freute mich, dabei nicht alleine zu sein.
In den weiteren Tagen verbringen wir die Tage wieder am Hafen, ich schaue mir aber auch Gibraltar genauer an, denn diese Halbinsel, die zu Großbritannien gehört, ist absolut eigenartig. Stellt euch ein England vor, in dem es im Sommer über 30 Grad wird, ein England in dem es Affen gibt und eine Halbinsel, auf der alles Britisch, aber irgendwie auch Spanisch ist.
Arbeiten und Wildcampen verbinden
Die letzten Male konnte ich immer in meiner Unterkunft arbeiten und brauchte mich nicht um eine Stromversorgung zu kümmern, beim Wildcampen war dies komplizierter. Tagsüber mussten wir unser Camp immer abbauen, daher stand ich früh vor allen anderen auf und packte die ersten Sachen.
Da mein Laptop noch vollgeladen war, konnte ich die ersten Stunden im Camp auf dem Boden arbeiten. Das Café, in welchem ich später arbeiten wollte, öffnete erst mittags, daher musste ich die Zeit bis dahin ohne Ladestation überstehen.
Als der Akku fast leer war, konnte ich endlich ins Café wechseln und dort den restlichen Tag in Ruhe arbeiten. Bis in den frühen Abend arbeitete ich produktiv und suchte online nach möglichen Kapitänen.
Meine erste Übernachtung auf einem Boot
Mittlerweile war ich seit vier Tagen auf der Suche nach einem Boot und bisher war wenig passiert. Als ich aber an diesem Tag aufwache, fühlt es sich so an, als würde der Tag gut werden. Zunächst verabschiedeten wir aber zwei der Backpacker, weil sie nach so langer Zeit des Wartens entschieden haben, mit der Fähre nach Gran Canaria zu fahren, um endlich einen Fortschritt sehen zu können.
Anschließend ging ich alleine zum Hafen. Die anderen aus unserer Gruppe hatten an diesem Tag verschiedene Pläne, aber ich freute mich auch über etwas Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Am Harbor war nicht viel los und so setzte ich auf eine Bank, beobachtete die wenigen Menschen und das Geschehen am Hafen.
Einmal kamen zwei Menschen zu mir und fragten nach meinen Reiseplänen. Das Boot der beiden war leider schon voll besetzt, aber sie wollten abends eine Party schmeißen und luden mich ein zu kommen. Ich sagte sofort zu, denn so konnte ich endlich auf einen der Stege (die sonst nur für Leute mit Boot zugänglich sind) und vielleicht andere Kapitäne kennen lernen. Das war doch mal ein erster Erfolg.
Später kam ein weiterer Franzose zu mir und wieder erzählte ich meine Pläne und auch er meinte, das Boot wäre voll, aber er könnte den Kapitän fragen, ob ich diese Nacht auf dem Boot übernachten könnte. Und auch dazu willigte ich freudig ein, denn so konnte ich immerhin die Erfahrung machen, auf einem Boot zu schlafen und vielleicht kannte der Kapitän des Bootes noch andere Leute mit einem Boot, die noch einen Platz frei hatten.
Wenig später begab ich mich mit den anderen zum Boot und fand heraus, dass alle drei vom selben Boot kamen. Sie würden nur diese Nacht bleiben und müssten am nächsten Tag weiter. Die Crew war zu fünft und sie hatten die Aufgabe, einen Luxus Katamaran in die Karibik zu bringen.
Abends liefen wir zusammen nach Gibraltar und schauten uns die Stadt an, bevor wir wieder zum Boot gingen und unsere kleine Privatparty begannen.
Leider kamen keine Leute von anderen Booten, aber trotzdem hatten wir eine Menge Spaß. Wir tranken und aßen und quatschten bis in den frühen Morgen und für mich war es ein großer Erfolg, mich auf einem Boot zu befinden.
Connections über Connections
Am nächsten Morgen wollten wir den Kapitän des Boots nochmal fragen, ob ich nicht doch mitkommen könnte, leider sagte er nein. Er kannte aber einen anderen Skipper, der an diesem Tag noch nach La Linea kommen sollte und noch einen Platz frei hatte. Ihn wollte er kontaktieren und fragen, ob ich bei ihm mitfahren könnte. Ich konnte meine Freude kaum in Zaum halten, bei dem Gedanken fast ein Boot zu haben!
Zuerst ging ich aber zu meinen Backpacking Freunden, die alle an der Bar des Hafens standen. Dort gab es ein Markt wo wir leckere Oliven aßen. Dort blieb ich bis zum Abend und hatte eine wundervolle Zeit mit den Leuten, die ich zwar erst so kurz kannte, die mir aber trotzdem schon nah waren. Anschließend wollten wir gemeinsam eine Kürbissumme auf einem Hausboot essen, das eine aus unserer Gruppe über ihre Mama mieten durfte.
Außerdem bekam ich die Nummer des anderen Skippers und konnte mich für den Abend mit der Crew verabreden, um zu schauen, ob wir zusammenpassen würden.
Ich ging erst zu unserem Kürbissuppen Dinner, wo wir auf der Dachterrasse des Hausbootes sitzen und den Sonnenuntergang beobachten konnten. Dort gab es neben der Suppe auch noch einen leckeren Salat, Oliven, Brot und Wein.
Leider konnte ich nicht allzu lange bleiben, weil ich dann zum Boot gehen wollte. Dort gab es erneut Wein und ich lernte die Crew kennen. Wir verstanden uns gut und der Kapitän hätte mich auch mitgenommen, aber er würde am nächsten Tag das Boot verlassen und ein neuer Kapitän würde kommen, daher konnte er mir nicht fest zusagen. Ich durfte aber auf dem Boot übernachten und wir feierten wieder bis spät in die Nacht.
Der neue Kapitän sagt Ja! – Das Segeln kann beginnen
Gegen Mittag des nächsten Tages kam der neue Kapitän beim Boot an und ihm wurde alles gezeigt. Dann wurde die Crew vorgestellt und ihm erklärt, dass ich gerne mitkommen würde, aber so gut wie keine Erfahrung habe. Für ihn ist das kein Problem und er sagt, ich darf mitkommen.
Ich kann es im ersten Moment gar nicht fassen und will es am liebsten gleich den anderen berichten, muss aber erst noch beim Boot bleiben.
Später erledige ich die letzten Sachen an Land und renne begeistert zu den anderen, um ihnen die freudige Nachricht zu überbringen. Auch wenn einige der Reisenden schon viel länger ein Boot suchten als ich, freuten sich alle sehr und wünschten mir Glück. Es fühlte sich zwar noch komisch an, sie schon zu verlassen, aber ich war trotzdem unglaublich gespannt auf die Überfahrt und konnte es kaum erwarten.
Die nächste Woche würde ich komplett auf einem kleinen Boot, mit drei anderen Menschen verbringen, nichts als Ozean um uns herum und nur ein Ziel – Teneriffa. Wie ich die Segelzeit überstanden habe erzähle ich im nächsten Artikel.